12.05.2017 - Ansbach - News Nr.: 11199
Letzte Rettung für Tiger & Co.: Gnadenhof für Raubtiere, die sonst nirgends mehr unterkommen
Keine Unterstützung von Behörden - Aktion „Rettet den Tigerwald“ soll helfen - Raubtier- und Exotenasyl braucht Unterstützung – Besitzer will 6.000 qm Grundstück verkaufen – Verein sucht Spender und Förderer für die insgesamt 600.000 Euro – Ohne Ehrenamt wäre alles nicht stemmbar

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Wallersdorf – ein kleiner, beschaulicher Ortsteil der mittelfränkischen Landeshauptstadt Ansbach. Idyllisch gelegen mit nur wenigen Häusern und viel Grün, doch der Ort birgt ein Geheimnis. Vielleicht lässt sich die Lösung des Rätsels erahnen, wenn plötzlich ein Brüllen an die Ohren dringt. Bei Einigen kommen jedoch Zweifel auf. Wie kann es sein, dass hier ein Tiger brüllt? Fünf Tiger, zwei Luxe, ein Puma, ein Karakal, zwei Affen und noch weitere exotische Tiere leben am Dorfrand auf einem Grundstück. Für sie wurde das Projekt „Tigerwald“ gestartet, damit ihnen nicht die Heimat genommen wird.

Bereits im Jahr 1972 zogen in Wallersdorf die ersten Raubkatzen ein. Damals noch unter der Obhut eines Architektenpaares. Heute allerdings kümmert sich der Raubtier- und Exotenasyl e.V. um die Raubtiere auf dem Gelände, doch die Zukunft des Vereins ist bedroht. Der Besitzer, auf dessen Grundstück das Raubtier- und Exotenasyl gebaut wurde, möchte es veräußern. Stattliche 600.000 Euro verlangt er vom Verein für die 6.000 Quadratmeter Grund, die das Zuhause für so viele Tiere geworden sind. Zwar schreibt der Verein durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Patenschaften und die Unterstützung vom Bund Deutscher Tierfreunde schwarze Zahlen, aber so ein großer Geldbetrag lag noch nie auf dem Konto. Die Geldeingänge decken die laufenden Kosten von rund 9.400 Euro, die monatlich anfallen und auch etwas sparen für schlechte Zeiten ist möglich, aber mehr eben nicht. Dabei liegt der Verein schon an der untersten Grenze, was die Ausgaben angeht, denn lediglich der Betriebsleiter und Tierpfleger Olaf Neuendorf ist festangestellter Mitarbeiter. Regelmäßige Unterstützung erhält der Raubkatzenliebhaber nicht nur durch die beiden Bundesfreiwilligen, sondern auch durch die Ehrenamtlichen, die den Verein tatkräftig unter die Arme greifen.

Hilfe bekommt er von ihnen am Tag der offenen Tür, bei Veranstaltungen oder bei Arbeitseinsätzen auf dem Gelände. „Unser Lux-Gehege zum Beispiel, ist nur durch ehrenamtliche Arbeit entstanden“, berichtet Neuendorf stolz. Auf seine Ehrenamtlichen kann er sich verlassen, denn ohne sie, wäre so einiges nicht machbar. Einige von ihnen hat Neuendorf als Tierpfleger ausgebildet. Sie dürfen auf dem Gelände eigenverantwortlich arbeiten, so dass er sich auch einmal ein ruhiges Wochenende gönnen kann. Einer von ihnen ist Michael Zickwolf. Der Erdinger verbringt zwei bis drei Wochenenden in Wallersdorf und kümmert sich um die Tiere. „Mir macht die Arbeit auch wirklich Spaß. Es ist eine Alternative zu meinem Hauptjob“, erzählt Zickwolf begeistert. Selbst eine Patenschaft für Lux Anubis hat der Fachinformatiker übernommen, weil er Luxe so extrem gerne mag. „Das sind monatlich 40 Euro. Die muss man natürlich auch immer zur Seite haben. Mir ist es das aber wert, denn den Tieren geht es hier wirklich gut.“

Dennoch ist die Heimat der Tiere bedroht, die allesamt aus behördlichen Beschlagnahmungen stammen. Der Karakal beispielsweise stammt aus dem Münchner Rotlichtmilieu und der eine Lux aus einer illegalen Haltung in Bamberg. Jedes Tier hat seine eigene traurige Geschichte. Vergessen lassen können die Mitglieder von Raubtier- und Exotenasyl e. V. die Tiere zwar nicht, was sie in der Vergangenheit erlebt haben, aber sie können ihnen ihre restliche Zeit auf Erden so angenehm wir möglich gestalten. Dafür allerdings ist es unerlässlich, dass nicht nur die Ehrenamtlichen weiter mit anpacken, sondern auch, dass die restliche Summe, die auf die 600.000 Euro noch fehlt, auf dem Spendenkonto landen. Dafür wurde die Aktion Tigerwald ins Leben gerufen, denn das Grundstück hat teilweise einen Waldbestand, genauso wie die weiteren 6.000 Quadratmeter nebenan, die der Verein noch gerne zusätzlich erwerben würde. Wer möchte kann symbolisch einen Quadratmeter oder natürlich auch gerne mehr erwerben. Die gespendeten Beträge fließen allesamt auf das Spendenkonto des Vereins und finden lediglich beim Grundstückskauf Verwendung. Einen Plan B gibt es im Übrigen auch schon, falls die erforderliche Summe in der restlichen Zeit nicht zusammen kommt. Mitglieder des Vereins sind dazu bereit selbst zu bürgen und einen Kredit aufzunehmen, damit ihre geliebten Raubkatzen weiter ein Zuhause haben.


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